Der nächste Begriff, um den wir uns kümmern, ist der der Kategorie. Das ist ja ein Begriff,
der auch im Alltag doch irgendwie bekannt ist. Aus dem griechischen Kategorier,
bedeutend Anklage, Eigenschaft und Aussage so ungefähr, ist das in der Philosophie ein
gebräuchlicher Begriff für nicht weiter reduzierbare logische oder ontologische Grundbegriffe. Also
logisch klar, also logisch in Bezug auf das, was das Denkbare ist und ontologische Bezug
auf das, was das Seinde ist. Und Kategoriensysteme hat die Philosophie schon ziemlich früh
hervorgebracht, wie beispielsweise hier bei Aristoteles. Schauen wir uns das mal kurz an.
Es geht jetzt durchaus nicht darum, diese Kategoriensysteme zu verstehen. Das ist ja
hier kein Philosophieunterricht, sondern nur daran zu zeigen, wie Kategorien funktionieren
und wie sie gedacht sind. Da haben wir also Substanz, Quantität, Qualität, Relation,
das Wo, das Wann, die Lage, das Haben, das Tun und das Leiden. Und die Grundidee ist jetzt,
dass jede dieser Kategorien für sich unhintergehbar ist und die auch nicht
einander Überschneidungsbereiche aufweisen. Sondern alle, wenn man so möchte, könnte man auch sagen,
unterschiedliche Dimensionen darstellen. Sie kennen das vielleicht noch aus einem Mathematikunterricht,
dass eine räumliche Dimension ja so definiert ist, dass sie nicht die beiden anderen Dimensionen
kreuzt. Das hat man so im Mathematikunterricht immer angezeigt, dass die 90 Grad, ein doppelt 90
Grad Winkel zueinander stehen, sodass die Dimensionsvektoren sich niemals, also außer
dem Nullpunkt natürlich, überschneiden. Und so ähnlich könnte man diese Kategorien auch als
Dimensionen verstehen. Den Begriff gibt es ja auch manchmal in Texten, dass der Dimensionsbegriff
auftaucht. Der ist da nicht räumlich gemeint, sondern eher in diesem Sinne. Also wo würde sich
die Substanz mit der Quantität überschneiden? Also wenn wir beispielsweise sagen, wir haben
zwei Äpfel oder wir haben ein Liter Suppe, dann sehen wir, dass die Eigenschaft 2, die Quantität,
mit der Substanz des Apfels nichts zu tun hat und die Substanz selber nichts mit der Quantität 2. Und
bei einem Liter Suppe ist das ähnlich. Die Literheit hat mit der Suppe nichts zu tun und die
Suppenheit hat mit dem Maß des Liters nichts zu tun. Und so sehen wir, dass Aristoteles
hier versucht hat, die also grundlegende Aspekte zu beschreiben von Welt. Und was man natürlich
jetzt tun kann, ist, dass man alle Aspekte von Welt mit diesen Kategorien, also dass man die
Kategorien nimmt und Aspekte von Welt daraufhin befragt. Also wir können sozusagen irgendein
Ding nehmen oder irgendein Teil der Welt und können nach der Substanz fragen, nach der Quantität,
nach der Qualität, nach der Relation, nach dem Wo, dem Wann, der Lage, dem Haben, dem Tun und
dem Leiden. Ohne dass ich das jetzt mit Aristoteles mit Ihnen nachvollziehen möchte. Immanuel Kant
hat in der Kritik der Reinen Vernunft ein anderes Kategorien-System aufgezählt oder erstellt. Und
da sehen Sie, die Oberkategorien wären Quantität, Qualität, Relation und Modalität. Und darunter
sehen Sie halt Quantität, die Einheit, die Vielheit, die Allheit, Realität, Negation, Limitation und so
weiter. Also ich gehe jetzt auch darauf nicht ein, was ich jetzt auch gar nicht könnte, weil ich es
dann wieder vorbereiten müsste, weil ich das eigentlich schon weitgehend vergessen habe,
wie das da funktioniert, Herr Kant. Aber der Punkt ist der, dass dieses Rückführen von Welt auf,
ich nenne es jetzt mal kategoriale Dimensionen. Deswegen interessant ist, weil man damit ja auch
den Anspruch macht, die Grundmatrix beschreiben zu können, mit der man Welt erklären kann. Und
kategoriale Systeme sind durchaus machtvoll. Das ist noch mal interessant auch in Bezug auf das,
was Wissenschaft so tut als Praxis. Das heißt, wenn wir etwas auf Kategorien oder das heißt in
empirischen Forschung manchmal auch Idealtypen oder Typen, also Aspekte von Welt, die wir anspruchen,
eine grundlegend oder eine besondere Reinform darzustellen, von der man Welt erklären kann.
Das ist normal, dass man natürlich zumindest von Idealtypologien spricht, damit man nicht etwas,
was in der Welt wirklich so da ist, sondern etwas, was sie so isolieren lässt als eine Form,
wenn man in die Welt schauen, die irgendwie typisch ist für etwas, was da ist. Das muss
aber nicht als Fall unbedingt in dieser Form, als Einzelfall jedenfalls nicht unbedingt geben. Also
wenn wir sowas tun, solche kategorialen Reduktionen, dann beanspruchen wir doch auch
festlegen zu können, was eigentlich das Grundlegende ist. Also natürlich sind
kategorial Systeme versuchen, alles einzuschließen, aber die Weise, wie sie die Trennungen machen,
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:36:41 Min
Aufnahmedatum
2020-12-08
Hochgeladen am
2020-12-08 12:18:46
Sprache
de-DE